7 Hilfen Betrüger bei Online-Kleinanzeigen zu erkennen

Betrug bei Online-Kleinanzeigen

Ich kaufe sehr viel online. Leider sind je nach Produktgruppe viele Betrüger unterwegs. Meine Erfahrungen diese zu erkennen fasse ich in diesem Artikel zusammen.

Als Anlass für diesen Artikel habe ich meine Suche nach einem gebrauchten Gitarrenpedal genommen. Leider sind in dem Bereich in den letzten Wochen so viele Betrüger unterwegs, das ich hier einmal meine Erfahrungen der letzten Jahre zusammenfasse und hoffe somit dazu beizutragen, die Betrugsfälle zu reduzieren. Trotz aller Vorsicht basiert ein Verkauf immer auf Vertrauen. Gerade ein Internetverkauf ohne persönliche Übergabe und persönliche Bezahlung lässt sich das Restrisiko kaum vollständig vermeiden.

Profil des Verkäufers prüfen

Bevor man etwas kauft ist es wichtig Vertrauen zwischen Käufer und Verkäufer zu schaffen. Gerade bei Käufen über Flohmarkt und Kleinanzeigen-Internetseiten ist dies besonders wichtig, da man einer fremden Person Geld sendet in der Erwartung die Ware in beschriebenem Zustand zu erhalten.

Als ersten Schritt solltest du dir daher das Profil des Verkäufers genauer anschauen:

  • Wie lange ist er schon auf der Platform aktiv?
    • bei jemandem der erst wenige Tage oder Wochen dabei ist wäre ich grundsätzlich misstrauischer als bei langjährigen Accounts
  • Welche anderen Artikel hat er im Angebot?
    • Passen die verschiedenen Artikel als typische Flohmarktartikel stimmig zusammen und geben ein stimmiges Profil? z.B. männlicher Accountname, Motorradausrüstung, Werkzeug, Dämmstoffreste, Kinderkleidung -> Familienvater mit Hobby Motorrad der vor kurzem ein Haus gebaut/saniert hat
  • Wie sind seine Bewertungen?
    • die Bewertungen sollten grundsätzlich gut sein. Alles was schlechter ist hat seine Gründe.
    • insbesondere mit der schlechtesten Bewertung würde ich pauschal von Geschäften abraten, außer es kann abgeholt werden und vor Bezahlung die Ware ausreichend getestet werden
  • Gestohlene Profile
  • Leider gibt es regelmäßig auch gestohlene Profile, bei denen Profile von seriösen Verkäufern übernommen wurden und dann darüber versucht wird jemanden zu betrügen. Häufig lässt sich dies gut durch Unstimmigkeiten im Profilnamen zur Mailadresse / Kontonamen / Paypal-Adresse erschließen
  • Geschlecht und Name des Verkäufers
    • Auch wenn es altmodisch und diskriminierend erscheint: Fakt ist das ich schon häufig beobachtet habe, dass für eher typisch von Männern gekaufte Produkte in den Kleinanzeigenportalen Frauennamen verwendet werden. Dies kann also auch ein Hinweis sein, wobei das eher im Gesamtbild der Anzeige und Kommunikation mit zu bewerten ist.

Verschiedene Produktgruppen haben unterschiedliches Betrugs-Risiko

Mir ist aufgefallen das es stark abhängig von der Produktgruppe ist, ob und wie viele Betrüger aktiv sind. Gerade Elektronik von Apple (iPhones, iPads) oder andere hochwertige Handys, aber auch z.B. hochpreisige Gitarreneffektgeräte von Fractal Audio wurden mir teilweise von Betrügern angeboten.

Ich habe früher viele Gitarren-Effektpedale auf Musikerforen gehandelt und ständig durch Gebrauchtkauf und Verkauf durchgewechselt. In den entsprechenden Musikerforen waren die Leute immer sehr korrekt und ich habe trotz teilweise Vorüberweisung keine schlechten Erfahrungen gemacht. Teure Gitarren habe ich allerdings auch immer persönlich abgeholt, teilweise nach längerem persönlichem Telefonat.

Letzendlich habe ich bei hunderten Käufen nur einmal ein Problem mit einem Playmobil-Spielzeug gehabt – der Verkäufer hatte es angeblich per Päckchen losgesendet- da gab es natürlich keinen Nachweis und der Verkäufer hatte 15 Euro, ich aber keine Ware und ich konnte das nicht weiter klären. Meistens sind aber eher hochpreisigere Artikel bei denen auch pro Aktion mehr Geld ergaunert werden kann.

Sehr günstige Preise sind verdächtig

Ein guter Hinweis kann ein sehr günstiger, marktunüblicher Preis sein. Ich habe zwar auch schon viele Schnäppchen bei Ebay-Kleinanzeigen & Co gemacht: Manchen Verkäufern geht es eher darum, dass die gebrauchten Gegenstände weitergenutzt werden als möglichst viel Geld rauszuschlagen. Hier hilft es den Gebrauchtmarkt über mehrere Wochen zu beobachten um herauszufinden was übliche Preise sind. Erst letztens hat mir jemand einen Artikel, der erst kurz auf erhältlich und weltweit gerade ausverkauft ist zu einem Drittel des Preises angeboten. Dies sollte alle Alarmglocken aufhorchen lassen.

Fotos und Bilder genau überprüfen

Wenn der Verkäufer mehrere Fotos zu seiner Anzeige bereitgestellt hat unbedingt mit wachsamen Blick diese Bilder überprüfen. Sind dort nicht alle wichtigen Details sichtbar, den Verkäufer um weitere Fotos bitten. Gerade bei hochwertigen, teuren Artikeln sollte ein seriöser Verkäufer bereit sein Fotos nachzuliefern. Bei günstigeren sollte man aber auch den Aufwand des Verkäufers berücksichtigen: jemand der für wenig Geld typische Flohmarktartikel loswerden möchte, wird vermutlich nicht eine Stunde lang alles im Detail noch einmal genauer fotografieren, sondern möchte es am liebsten einfach mit wenig Aufwand verkaufen.

Gerne lasse ich sehr verdächtige Verkäufer auch ein Bild machen mit z.B. handgeschriebenem Zettel mit aktuellem Datum / Ware in einer Hand und Perso in der anderen. Nur ein Foto eines Persos bietet keine Sicherheit, da diese gefälscht oder irgendwoher stammen könnten. Persobilder schicken die Betrüger oft recht schnell – aber nie mit der Ware oder ihrem Gesicht zusammen oder alleine ein Zettel mit dem aktuellen Datum führt meistens bereits dazu, dass man keine Antworten mehr erhält. Individuell nach Wunsch erstellte Fotos können die Betrüger in der Regel nicht liefern, da sie das zu verkaufende Produkt gar nicht haben.

Ich hatte in den letzten Wochen folgende Unstimmigkeiten / Verdächtige Informationen entdeckt. Hier gilt es wachsam zu sein und individuell genau zu prüfen:

  • Fotos waren bereits zuvor bei einer Anzeige verwendet worden
  • Fotos konnten nicht aus Deutschland stammen, da die Steckdosen keine Schuko Steckdosen waren
  • auf einem Foto war eine Displayschutzfolie drauf, auf einem weiteren nicht
  • Hintergrund ist anders: andere Fliesen, anderer Teppich
  • Rechnung war fotografiert, aber Rechnungsdatum passte nicht zum im Text stehenden Datum
  • Rechnung war teils geschwärzt und so fotografiert, dass der Produktname nicht ersichtlich war. Die Rechnung konnte aber nicht zum Produkt passen, da das angegebene Geschäft dieses Produkt gar nicht vertreibt
  • Software-Versionsstand des Gerätes war viel älter, als das angegebene Kaufdatum
  • Werks-Displayschutzfolie noch auf dem Gerät, obwohl es angeblich über ein Jahr alt ist

Verdächtige Nachrichteninhalte

Wie gibt sich der andere Verkäufer? Antwortet der andere in ganzen Sätzen? Sind es vorgefertigte Textbausteine oder individuell geschriebene Texte? Wie schnell drängt der andere auf Kauf? Gerne habe ich die Person auch über einen Zweitaccount parallel angeschrieben – verdächtig ist wenn er beiden gleichzeitig die Konto- oder Paypaldaten zusendet, die Ware also doppelt verkaufen würde.

  • Wie reagiert die Person, wenn sie auf Unstimmigkeiten angesprochen wird?
  • Passen Paypal-Adresse und Profilname zusammen? Es gibt sicherlich peinliche Mailadressen aus der Jugendzeit, aber wenn der Account Julia Meier heißt und ich an dimitristanislav08@gmail.com überweisen soll, würde ich den Kauf sofort abbrechen. Sagt bei sowas mal die Paypal Adresse geht nicht und fragt nach einer anderen – innerhalb von kurzer Zeit bekommt ihr weitere Paypal-Adressen zugesendet.
  • Ist Porto und Versand ein Thema oder fragt er zu einem sehr ungewöhnlichen Zeitpunkt oder überhaupt nicht nach der Adresse?
  • Geht der andere sofort auf Preisvorschläge ein (z.B. wenn man die Paypaladresse erhalten hat einfach mal sagen ist zu teuer und 30-50% weniger bieten). Antworten wie “Ja, natürlich” sollten eine deutliche Warnung sein!
  • Geht der andere sofort auf Preisvorschläge ein (z.B. wenn man die Paypaladresse erhalten hat einfach mal sagen ist zu teuer und 30-50% weniger bieten).
  • Wird nach Bildern als Beleg der Überweisung trotz Paypal gefragt?
  • inzwischen gaukeln auch manche die Möglichkeit der Abholung vor, wohnen dann aber zumeist eh soweit weg das es sich nicht lohnen würde. Letztendlich reagieren die dann aber nicht oder man schwenken doch auf angeblichen Versand um.

Die richtigen Fragen stellen

Die meisten die etwas privat verkaufen kennen sich zumindest ein bisschen damit aus was sie eigentlich verkaufen. Es gibt zwar auch Verkäufe aus Nachlass, wo die alte Gitarre vom Großvater auf dem Dachboden gefunden wurde, so etwas steht meistens aber in der Anzeige mit drin und die Verkäufer sind nach meiner Erfahrung meistens gewillt Fragen dennoch so gut sie können zu beantworten.

Häufig kann man also auch durch einfache Fragen testen inwieweit der Verkäufer weiß was er da tut und ob er das Produkt überhaupt schon mal in der Hand hatte. Beispiel: jemand der seine Gitarre verkauft wird den Unterschied zwischen Bass und E-Gitarre kennen. Einfach mal beim Kauf der angebotenen Gitarre fragen wie alt die Saiten auf dem Bass sind. Ein Gitarrist wird dann zurückmelden das es eine Gitarre ist. Fragt einfach irgendeinen Schwachsinn. Stellt dabei bevorzugt ja/nein oder Multiple Choice Fragen. Ihr werdet erstaunt sein wie schnell sich so Betrüger entlarven lassen.

Zahlungsmethode und besser Abholung vereinbaren

Eine Möglichkeit sich als Käufer zu schützen ist es über Paypal mit Käuferschutz zu bezahlen. Ein Versuch ist es zu schauen wie der Verkäufer darauf reagiert. Lehnt der Verkäufer es direkt ab, akzeptiert er es gegen Übernahme der Gebühren? Bietet er Abholung an? Ich habe auch schon Verkäufer direkt nur nach Abholung gefragt und bin dann später auf Versand umgeschwenkt, nur um zu sehen ob er sich auf Abholung einlassen würde und auch direkt eine Adresse mitteilt. Teilweise wird Abholung in ein paar Tagen angeboten und das die Adresse dann kurz vorher erst mitgeteilt wird. Das ist unseriös.

Jemand hat mir als Sicherheit auch schon angeboten das ich die Hälfte des Geldes vorab überweise und nach Ankunft des Artikels die zweite Hälfte.

Paypal mit Käuferschutz

Letztendlich geht über den Käuferschutz das Risiko der Abwicklung auf den Verkäufer über. Es ist also genauso denkbar, dass der Käufer betrügt und sich über Paypal das Geld zurückholt, obwohl die Ware einwandfrei war. Der Käufer könnte behauptet die Ware war defekt, das Paket leer usw. Es ist dann schwer nachzuweisen das man alles korrekt versendet hat und man verliert als Verkäufer ggf. Ware und Geld. Einige Betrüger stellen sich inzwischen auch darauf ein und erzählen eine dramatische Geschichte wie sie als Verkäufer erst kürzlich betrogen wurden und daher nur Paypal Freunde oder Überweisung akzeptieren oder bieten eine Abholung an – vermutlich nur um keinen Verdacht zu erregen und somit doch das bevorzugte Zahlungsmittel zu erreichen.

Bei Paypal Zahlung per Freunde kann man zwar ohne Gebühren bezahlen, letztendlich gibt es aber keine Sicherheit. Dies sollte nur gemacht werden, wenn man den Verkäufer persönlich kennt oder ihm wirklich vertrauen kann und am Besten nur bei kleinen Beträgen, die man auch verschmerzen kann.

Ich habe als Verkäufer bei teuren Elektrowaren schon einmal ein Video gemacht, indem ich die Funktionsfähigkeit zeige und dann wie ich es verpacke und das Paket etikettiere. Somit kann ich dann zumindest gegenüber Paypal nachweisen es korrekt versendet zu haben und erhöhe meine Chancen in einem Konfliktfall keine Probleme zu haben.

Bank-Überweisung

Von einer Überweisung würde ich ebenfalls eher abraten. Allerdings ist es oft trotzdem interessant die Bankdaten des Verkäufers zu erhalten: ist es ein deutsches Konto, passt der Kontoinhabername zum Accountnamen? Häufig werden ausländische Konten genutzt und passen Name der Kleinanzeige und Kontodaten nicht überein. Wobei der Name für eine Überweisung unerheblich ist und keinen Einfluss auf den Zahlungsverkehr hat. Schlaue Betrüger könnten hier also auch stimmige Daten zusammentragen.

Aber häufig werden ein anderer Name und ausländisches Konto angegeben und auf Nachfrage folgen häufig Geschichten wie: Kontonummer meiner Frau, ausländisches Konto meiner Firma, ich verkaufe für meinen Sohn usw. Bei sowas: NIEMALS das Geld per Überweisung zusenden!

Zahlung über Treuhänder

Fordert der Verkäufer die Abwicklung der Zahlungen über einen Treuhänder, am besten noch Dienste aus einem anderen Land, grundsätzlich gar nicht weiter verhandeln sondern direkt den Kaufvorgang abbrechen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert