Welche Dämmstoffe gibt es und welche Dämmung eignet sich wofür?

Dämmstoffe

Es gibt viele verschiedene Dämmstoffe die sich in der Dämmleistung sowie im Preis teilweise stark unterscheiden. In diesem Artikel erkläre ich verschiedene Dämmstoffe, deren Vor- und Nachteile sowie Einsatzgebiete.

Welche Einsatzgebiete von Dämmstoffen gibt es?

Bei der Dämmung eines Hauses geht es darum möglichst wenig Wärmeenergie über die Außenflächen des Gebäudes zu verlieren und auch im Sommer das Aufheizen der Räume zu verlangsamen.

Bei einem Neubau ist es direkt möglich das Haus inklusive der Dämmung zu planen und so sehr energieeffiziente Häuser zu erreichen. Bei einem Altbau wird man dies leider nicht ganz so gut ausführen können, aber dennoch kann auch im Altbau mit den richtigen Maßnahmen viel Energie eingespart werden.

Außenwände

Wanddämmung (Wärmedämmziegel)

Mauersteine mit einem besonders guten U-Wert werden Wärmedämmziegel genannt. Durch diese ist es möglich ohne zusätzliche Dämmmaßnahmen direkt eine statisch tragende Wand mit guten Wärmedämmeigenschaften zu errichten. Wärmedämmziegel erreichen U-Werte von 0,15W/(m²K). Ein Vorteil ist die große Wärmespeichermaße und ein hoher Schallschutz.

Bei den gängigen Wärmedämmsteinen handelt es sich um Lochziegel, die mit Dämmstoffen aufgefüllt sind. Hierbei können verschiedene Dämmstoffe wie Holzfasern, Steinwolle, Perlite oder Styropor zum Einsatz kommen.

Diese Ziegel sind für die Sanierung im Altbau uninteressant.

Fassadendämmung

Bei der Sanierung von Bestandsgebäuden wird häufig eine Fassadendämmung durchgeführt. Hierbei werden Dämmplatten vollflächig auf die Außenwände befestigt. Die Dämmplatten werden dabei meistens geklebt und mit Dämmstoffdübeln an der Wand verschraubt. Die Dämmplatten können dann verputzt und gestrichen werden. Die Dämmung des Gebäudes von außen hat den Vorteil, dass Wärmebrücken vermieden werden und die Taupunktproblematik einer Innendämmung umgangen wird.

Leider ist eine Fassadendämmung häufig mit hohen Kosten verbunden, die Jahrzehnte benötigt um sich zu amortisieren. Wenn allerdings umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Fassade durchgeführt werden, die mehr als 10% der Fassadenfläche betreffen. Muss also z.B. mehr als 10% der Fläche verputzt werden kommt man nicht herum den aktuell laut Gebäudeenergiegesetz geforderten Dämmwert von 0,24W/(m²K) zu erfüllen. Dies kann je nach bisherigem Wandaufbau und eingesetztem Dämmstoff eine Dämmplattendicke von 15-20cm bedeuten. Dies kann das Außenansicht deutlich verändern und vor allem werden die Fenster dadurch auch weit in die Wand zurückgesetzt.

Perimeterdämmung (Sockeldämmung)

Um eine Perimeterdämmung wird häufig bis zum Fundament des Hauses ausgeführt. Hierfür sind also Erdaushubarbeiten notwendig. Vor Anbringung wird die Wand gereinigt und abgedichtet, danach die Platten aufgeklebt. Wenn der Keller als Wohnraum genutzt wird ist diese Dämmmaßnahme sehr sinnvoll. Es kann damit auch vor Feuchtigkeitsschäden im Kellerbereich schützen. Wenn sowieso die Kellerwand freigelegt wird und der Keller feucht ist macht es ggf. auch Sinn direkt eine Drainage mit zu verlegen.

Kerndämmung / Hohlraumdämmung

Wurde ein Haus mit einem zweischaligen Mauerwerk gebaut besteht die Möglichkeit den Hohlraum zwischen den Steinen mit Dämmstoff zu füllen. Dabei werden einige Löcher in die Fassade gebohrt und dadurch Dämmstoff eingeblasen. Die Löcher werden danach wieder verputzt und überstrichen. Somit ändert sich nicht die komplette Fassade, Erker und Fassadenstuck bleiben erhalten. Dies ist eine verhältnismäßig günstige Art der Dämmung die für ein Einfamilienhaus innerhalb eines Tages abgeschlossen werden kann und sich innerhalb weniger Jahre amortisiert. Ein weiterer Vorteil ist, dass zweischalige Mauerwerke meistens kalt hinterlüftet sind und dies durch Fugen teilweise auch in den Innenraum ziehen kann.

Bei unserem Haus haben wir eine Kerndämmung mit Neopor ausführen lassen. Dies hat für 2 Stockwerke mit ca. 80m² Grundfläche ca. 5000 Euro inkl. MwSt. gekostet. Die Innenwände bleiben seitdem im Winter spürbar wärmer. Bei unserem Altbau mit Holzbalkendecken sind bei starkem Wind allerdings regelmäßig aus irgendwelchen Ritzen die kleinen Kugeln herausgeweht worden. Wir haben nach und nach soweit möglich versucht diese zu verschließen, 100% gelingt das aber nicht. Hier wäre ggf. ein anderer Dämmstoff als Neopor besser gewesen. Hier hätten wir im Vorfeld alle Kabeldurchführungen und Holzbalkendurchführungen noch besser abdichten sollen.

Innendämmung

Innendämmungen sind häufig die einzige Möglichkeit überhaupt eine Dämmung wirtschaftlich an den Außenwänden zu realisieren. Sofern möglich sollte aber immer die Wand von Außen gedämmt werden, da dies bauphysikalisch deutlich einfacher ist. Bei einer Innendämmung verschiebt sich der Taupunkt weiter nach außen in die Wand. Bei falscher Planung und Ausführung kann durch Luftfeuchtigkeit die Wand oder Dämmung feucht werden und Schimmel entstehen. Bei der Innendämmung ist also immer eine gute Planung erforderlich und sollte mit einem Fachmann oder Energieberater Rücksprache gehalten werden. Hier kommen unterschiedliche Dämmmaterialien zum Einsatz.

Ein Nachteil ist, dass man innen Wohnraum verliert, da die Dämmung Platz wegnimmt. Dafür werden allerdings die Innenwände warm und man kann z.B. näher an der Wand sitzen, ohne das es sich im Winter unangenehm und kalt anfühlt.

Es gibt verschiedene Aufbauten von Innendämmungen, bis hin zu komplexen und fehleranfälligen mit Dampfbremsen. Ich empfehle hier auf kapillaraktive und diffusionsoffene Dämmstoffe zu setzen und auch über den Einsatz einer Wandheizung nachzudenken.

Da unser Dachgeschoß nicht zweischalig ausgeführt ist, haben wir dort eine Innendämmung aus 6cm Holzfaserdämmplatte mit einer Wandheizung eingebaut. Gerade im Zusammenhang mit einer Wandheizung reduziert sich das Risiko durch Kondensat und Feuchtigkeit deutlich, da die gesamte Wand wärmer ist. Im Winter ist durch die Heizung die Außenwand sogar wärmer, als die Innenwände. Da die Heizung in 3cm Lehm eingebettet ist trägt diese auch gut zur Feuchteregulierung und einem angenehmen Klima im Wohnraum bei.

Dachdämmungen

Bei den möglichen Dämmmaßnahmen halte ich eine gute Dämmung des Daches oder zumindest der obersten Geschoßdecke am wichtigsten, da über das Dach die meiste Wärme nach Außen übertragen wird. Da in diesem Bereich eine Dämmung vorgeschrieben ist, sollte man hier mit den Planungen anfangen.

Dämmung der obersten Geschoßdecke

Da eine Dachsanierung häufig aufwendig und teuer ist kann, sofern das Dachgeschoß nicht als Wohnraum genutzt wird, die obere Geschoßdecke gedämmt werden. Hierbei können auch wieder verschiedene Dämmstoffe zum Einsatz kommen. Zu unterscheiden ist, ob der Dachbodenfußboden weiterhin begehbar sein muss, also die Dämmung trittfest sein muss. Die Dämmung der obersten Geschoßdecke ist seit 2016 laut Energieeinsparverordnung Pflicht, sofern das Dach nicht die Anforderungen erfüllt.

Aufsparrendämmung

Eine Aufsparrendämmung ist nachträglich sehr aufwendig zu installieren, da dabei das komplette Dach neu gedeckt werden muss. Die Aufsparrendämmung wird auf die Dachsparren montiert und darauf dann die Dachziegel. Da die Aufsparrendämmung das Dach vollflächig bedeckt ist dies die Beste Art ein Dach zu dämmen. Wenn sowieso eine Neueindeckung ansteht sollte das Dach unbedingt entsprechend gedämmt werden. Meine Empfehlung als Dämmstoff sind dabei Holzfaserplatten.

Zwischensparrendämmung

Eine Zwischensparrendämmung wird zwischen die Dachsparren geklemmt. Häufig kommt hier Glaswolle oder Steinwolle zum Einsatz. Die Dicke ist meistens 16-20cm. Ein Nachteil dieser Dämmung sind die Sparren zwischen der Dämmung, da diese einen schlechteren Dämmwert als die Zwischensparrendämmung haben und somit Kältebrücken sind. Unter der Zwischensparrung wird eine Dampfbremse eingebaut, damit Feuchtigkeit aus dem Wohnraum nicht im Dach kondensiert und dort zu Schäden führt.

In unserem Altbau wurde vor unserem Einzug eine entsprechende Dämmung eingebaut. Leider mussten wir die Folie an vielen Stellen nachbearbeiten, da diese an den Wand und Fußbodenanschlüßen großenteils nur aufgelegt wurde und nicht Luftdicht verklebt. Auch die Schornsteinanschlüße und Dachausstiegsfenster waren mangelhaft. Trotz unseres recht großen Aufwandes haben wir es nicht 100% dicht bekommen. Wie die Herstellervideos im Neubau die einfache Verlegung der Folie zeigen funktioniert das im Altbau leider nicht. Wir verbauen im Dachgeschoß aber auch viel Lehmputz, der zum Feuchteausgleich beiträgt einbauen und das gesamte Haus ist auch nicht so dicht wie ein Neubau und hat einen permanenten Luftaustausch.

Untersparrendämmung

Zusätzlich kann eine Zwischensparrendämmung mit einer Untersparrendämmung kombiniert werden. Diese bieten den Vorteil, dass die Wärmebrücken durch die Sparren überdeckt werden können. Allerdings kann die Untersparrendämmung meistens unter der Dampfbremsfolie montiert und darf daher auch nur relativ dünn ausgeführt werden.

Kellerdeckendämmung

Wenn das eigene Haus unterkellert ist und der Keller nicht beheizt ist, ist es sinnvoll die Kellerdecke zu dämmen. Hierbei gibt es Dämmplatten, die ähnlich wie eine Fassadendämmung direkt auf die Kellerdecke geklebt werden können. Sofern die Decke hohl ist kann auch Dämmstoff in die Decke eingeblasen werden.

Was wird alles als Dämmstoff verwendet?

Expandiertes Polystyrol (EPS / Styropor)

Dämmstoff EPS / Styropor
Dämmstoff EPS

Dies ist vermutlich der bekannteste Dämmstoff. Polystyrol ist sehr günstig, einfach zu verarbeiten, sehr leicht und hat eine gute Feuchtigkeitsbeständigkeit bei sehr guten U-Werten. Polystyrol wird aus Erdöl hergestellt. EPS ist den meisten unter dem Handelsnamen Styropor bekannt.

EPS wird z.B. in vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden und in Wärmeverbundsystemen verwendet.

Die größten Nachteile sehe ich in der fehlenden Fähigkeit Wärme zu speichern, Insekten nisten sich gerne ein und im Brandverhalten. Es ist in der Baustoffklasse B1 geführt, gilt also als schwer entflammbar. Wenn es allerdings brennt und die brennenden Tropfen herunterfallen halte ich es für sehr gefährlich.

Einige erinnern sich bestimmt noch den Grenfell Tower in London, bei dem 2017 die Außendämmung Feuer gefangen hat. Brennendes EPS tropft und verteilt sich dadurch weiter. Ich würde diesen Dämmstoff nicht für meine Außenfassade einsetzen.

Extrudierter Polystyrol (XPS / Styrodur)

XPS ähnelt in den Eigenschaften EPS und basiert auf dem selben Rohmaterial. Es benötigt mehr Energie bei der Herstellung und ist druckstabiler als EPS und hat ein besseres Feuchteverhalten. Der U-Wert ist ebenfalls etwas besser als bei Styropor. XPS wird häufig im Sockelbereich eingesetzt.

Polyurethan (PUR)

Polyurethan bietet bei geringer Dicke sehr gute Dämmeigenschaften, ist unempfindlich gegen Feuchtigkeit, witterungsfest und sehr druckfest. PUR Dämmung wird häufig im Sockelbereich (Perimeterdämmung) eingesetzt. Es ist in die Baustoffklassen B1 und B2 eingeordnet (schwer entflammbar bzw. normal entflammbar).

Mineralwolle: Glaswolle

Die gelbliche Glaswolle wird großenteils aus Altglas hergestellt und kommt häufig als Dämmstoff zum Einsatz. Es hat einen guten U-Wert (0,032 -0,040 W/m²K), ist leicht und nicht brennbar (Baustoffklasse A1). Glaswolle ist allerdings empfindlich gegen Feuchtigkeit und erfordert viel Energie bei der Herstellung. Glaswolle wird häufig als Zwischensparrendämmung, Untersparrendämmung aber auch zur Fassadensanierung genutzt. Bei der Entsorgung sollte Schutzkleidung getragen werden um die Fasern nicht zu berühren und nicht einzuatmen.

Mineralwolle: Steinwolle

Steinwolle ist etwas schwerer als Glaswolle. Die im Vergleich zur Glaswolle grünlichere Dämmwolle bieten einen besseren Schallschutz als Glaswolle und hat einen ähnlichen U-Wert (0,035 – 0,048 W/m²K). Steinwolle wird häufig bei der Dämmung von Dächern eingesetzt, kann aber auch in anderen Bereichen genutzt werden. Aufgrund der Schallschutzeigenschaften wird sie auch bei Trockenbauwänden eingebaut.

Holzfaserdämmung

Diese Dämmung wird überwiegend aus Sägewerkrestholz (z.B. Schwarten) hergestellt. Die Holzfaserreste werden dann zu Platten verpresst oder als Einblasdämmung genutzt.

Der U-Wert ist etwas schlechter als bei Styropor oder Mineralwolle. Der U-Wert von Holzfaserplatten liegt bei 0,038 – 0,055 W/m²K. Ein großer Vorteil ist aber die größere Masse und damit Wärmespeicherfähigkeit und guter Schallschutz. Außerdem können die Holzfaserplatten etwas Feuchtigkeit aufnehmen, ohne das die Dämmleistung sinkt, wie dies z.B. bei Mineralwolle der Fall ist. Sie sind etwas teurer als Styropor und Mineralwolle. Holzfaserplatten fallen in die Baustoffklasse B2 (normalentflammbar). Im Vergleich zu Styropor und ähnlichen Dämmstoffen, die teilweise auch Baustoffklasse B1 zugeordnet sind, halte ich das Abbrandverhalten für besser als bei den mineralölhaltigen und bei Verbrennung tropfenden und schwarz rauchenden Dämmstoffen.

Bei der Herstellung der Platten gibt es das Nassverfahren und das Trockenverfahren. Beim Trockenverfahren werden die Holzfasern verleimt und es lassen sich damit theoretisch beliebige Dicken herstellen. Beim Nassverfahren verankern sich die Holzfasern mechanisch miteinander und halten durch die holzeigene Bindungskräfte (Lignin) zusammen. Danach wird den Platten die Feuchtigkeit entzogen. Beim Nassverfahren sind Platten bis 30cm Dicke möglich. Häufig werden diese dann mit Weißleim zusammenverleimt um dickere Platten zu erhalten.

Holzfaserplatten im Nassverfahren sind mein persönlich bevorzugter Dämmstoff.

Der Einsatzbereich ist von Fassadendämmung, Innendämmung, Aufsparrendämmung usw. sehr vielfältig.

Vergleichstabelle für Dämmstoffe

In der folgenden Übersichtstabelle haben wir die gebräuchlichen Dämmstoffe direkt miteinander verglichen.

Um eine bessere Vergleichbarkeit der Dämmstoffe zu erhalten haben wir anhand der in Deutschland geforderten U-Wert Vorgabe 0,24 W/(m²K) die notwendige Dämmstoffdicke für Außenwände berechnet. Nicht jeder Dämmstoff ist unbedingt in dieser Form in der Praxis einsetzbar, aber so bekommt man einen guten Überblick wie gut die Dämmstoffe im Vergleich zueinander dämmen.

Häufig wird allerdings alleine der U-Wert bewertet, anstatt andere Themen wie Wärmespeicherfähigkeit, Verhalten bei Feuchtigkeit und Brandverhalten.

TO BE CONTINUED

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