Fenster im Altbau austauschen – Diese 4 Punkte musst du beachten

Fenster

Um Energie für das Heizen einzusparen wollen viele “schnell” die Fenster austauschen. Im Altbau stellt sich dann schnell die Frage: 2-fach oder 3-fach verglaste Fenster. Einige raten Pauschal von 3-fach verglasten Fenstern ab obwohl diese nur einen geringen Mehrpreis kosten und dafür mehr Energieeinsparung versprechen. Was beim Fenstertausch zu beachten ist und warum ein alleiniger Fenstertausch sogar zu teuren Bauschäden führen kann erfährst du in diesem Artikel.

Zweifach oder Dreifach-Verglasung und was hat das mit dem Taupunkt zu tun?

Bei unserem Haus haben Handwerker verschiedene Fenster empfohlen: die einen bauen grundsätzlich nur 2-fach verglaste Fenster in einem alten Haus ein, die anderen 3-fach verglaste Fenster. Spätestens wenn die Sanierung über KFW oder Bafa gefördert werden soll kommt man um 3-fach verglaste Fenster nicht herum.

Manche denken, dass 3-fach Fenster luftdichter wären als 2-fach Fenster. Für die Luftdichtigkeit ist es erstmal unerheblich ob 1-fach, 2-fach oder 3-fach verglast. Neue und richtig eingestellte Fenster sind alle dicht.

Zweifach verglaste Fenster haben einen schlechteren U-Wert als dreifach verglaste Fenster. Je schlechter der U-Wert, das bedeutet je höher dieser Wert ist, desto besser wird Wärme bzw. Kälte weitergeleitet.

Alte Fenster haben vielleicht sogar noch gar keine Isolierverglasung und sind meistens nur 2-fach verglast. Durch den dadurch hohen U-Wert wird Wärme und Kälte besser übertragen als bei neuen Fenstern. Dies führt dazu, dass die Temperatur der Glasscheibe sich innen und außen annähert. Ist es nun draußen sehr kalt sinkt auch die Innentemperatur der Glasscheibe. Somit ist bei alten Häusern der kälteste Punkt im Zimmer zumeist das Fenster. Bei älteren Fenstern kennen einige bestimmt noch die viele Feuchtigkeit, die sich im Winter daran gesammelt hat und regelmäßig weggewischt werden sollte. Diese Feuchtigkeit sammelt sich aufgrund der Erreichung des sogenannten Taupunktes.

Was ist der Taupunkt?

Um zu entscheiden welche Fenster geeignet sind ist zuerst wichtig ein paar physikalische Grundlagen zum Taupunkt zu verstehen. Sobald die Taupunkttemperatur unterschritten wird kondensiert mehr Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft, als im selben Zeitraum wieder verdunstet. Die Taupunkttemperatur ist abhängig von der Raumtemperatur und der Menge an Feuchtigkeit in der Raumluft. Bei Unterschreitung des Taupunktes entsteht Kondensat, also hier Wasser, an den kältesten Stellen im Raum.

Je wärmer die Luft ist, desto mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen. Die absolute Feuchtigkeit kann also höher liegen, als in einem kälteren Raum.

Mit einem einfachen Versuch kann der Taupunkt gut nachvollzogen werden: Man legt z.B. eine Coladose ins Gefrierfach. Nach einiger Zeit holt man diese wieder heraus, um diese auf einen Tisch zu stellen. Man wird feststellen, dass die Dose außen feucht wird. Da die Dose sehr kalt ist unterschreitet sie den Taupunkt deutlich. Dies ist die selbe Beobachtung wie weiter oben mit unserer alten Fensterscheibe an kalten Tagen. Auch Luftentfeuchtern oder Klimaanlagen nutzen dieses Prinzip um die Luftfeuchtigkeit abzusenken.

Bei alten Fenstern ist der kälteste Punkt im Zimmer häufig die Fensterscheibe und somit entsteht hier wie in dem Dosenexperiment schnell Kondensat. Von der Scheibe lässt sich die Feuchtigkeit aber einfach aufwischen ohne Bauschäden zu verursachen. Somit hat man quasi eine Wohnraumentfeuchtung. Je besser die Fensterscheiben gedämmt sind desto schwächer ist dieser Effekt oder ist sogar gar nicht mehr vorhanden, da die Scheibe an der Innenseite nicht mehr so weit abkühlt.

Mögliche Bauschäden und Schimmel bei falscher Auslegung

Solange die kältesten Punkte im Zimmer die Fensterscheiben sind und das Kondensat regelmäßig weggewischt wird gibt es meistens keine Probleme mit Feuchtigkeit und durch Feuchtigkeit verursachte Bauschäden wie Schimmel. Die Luft wird entfeuchtet, somit sinkt die Luftfeuchtigkeit, die Taupunkttemperatur steigt an.

Tauscht man nun das Fenster mit einem modernen, gut isoliertem Fenster ist es möglich, dass der kälteste Punkt im Zimmer nicht mehr das Fenster, sondern z.B. eine Zimmerecke an der Außenwand ist. Kommt es nun dort zur Kondensatbildung kann dies die Bausubstanz schädigen. Man spart zwar Energie für die Heizung, da durch das Fenster besser isoliert, aber riskiert Bauschäden die ein vielfaches der Ersparnisse betragen können. Die Fensterscheibe sollte also immer so ausgelegt werden, dass sie das kälteste Bauteil im Zimmer ist, um Schäden zu vermeiden. Dies ist auch der Grund das manche Handwerker im Altbau zur Sicherheit lieber pauschal 2-fach verglaste Fenster einbauen, um Schäden und Haftungsansprüche zu vermeiden.

In einem Raum sollte möglichst die Taupunkttemperatur von keinem Objekt des Raumes unterschritten werden um Bauschäden und Schimmel zu vermeiden. Zusätzlich ist eine regelmäßige Lüftung notwendig. Die Verwendung von Kalk- und Lehmputzen kann ebenfalls zur Feuchtigkeitsregulierung beitragen, da diese Feuchtigkeit schnell auf- und wieder abgeben kann.

Beim Fenstertausch muss auch die Außenwand betrachtet werden

Somit muss beim Austausch der Fenster nicht nur das Fenster, sondern auch die Außenwand betrachtet werden. Der U-Wert der Außenwand muss besser sein als der des Fensters, damit das Kondensat immer als erstes auf der Fensterscheibe anfallen würde und nicht an der Wand. Besonders gefährdet sind dabei die Ecken eines Raumes mit zwei Außenwänden.

Ich empfehle hier lieber mit eurem Energieberater das Thema genauer durchzusprechen was neben dem Fensteraustausch ggf. noch an Maßnahmen notwendig ist um Bauschäden zu vermeiden.

Verkleidung der Fensterlaibung nach dem Fenstertausch

Fensteröffnungen sind nicht einfach nur ein Loch in der Wand. Gerade beim Einbau kann es dadurch im Innenbereich zum Abriss der Innenverkleidung rund um das Fenster kommen. Der Fensteraustausch ist dann nicht einfach in einer Stunde durch einen Handwerker erledigt, sondern die Öffnung muss danach wieder verkleidet werden.

Im Altbau haben die Öffnungen der Fenster meistens einen Innenanschlag. Die Fensteröffnung ist also innen größere als außen und das Fenster muss von Innen eingesetzt werden. Ein kleiner Teil des Fensterrahmens wird dann von der Außenwand verdeckt.

Fensteroeffnung mit Innenanschlag
Fensteröffnung mit Innenanschlag

Im Neubau ist eine Fensteröffnung in der Regel ein einfaches Loch in der Wand. Das Loch ist von Innen und außen identisch groß. Hier sind die Arbeiten bei einem Fenstertausch geringer als bei einem Tausch mit Innenanschlag.

Fensteroeffnung ohne Innenanschlag
Fensteröffnung ohne Innenanschlag

Wenn Innen Dämmungen angebracht sind muss aber in beiden Fällen damit gerechnet werden, dass zusätzlich zur Fenstermontage noch weitere Arbeiten anfallen um innen die Fensterlaibung zu dämmen und wieder zu verkleiden.

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