Was ist bei der Planung einer Solaranlage auf deinem Wohngebäude zu beachten?

Solaranlage

Durch steigende Energiekosten und Umweltschutzgründen werden Solaranlagen immer beliebter. Aktuell ist gerade bei den notwendigen Wechselrichtern mit langen Lieferzeiten zu rechnen.

Bin ich mit einer Solaranlage unabhängig?

Bei einer Solaranlage und selbst erzeugtem Strom denken viele an Unabhängigkeit von Stromanbietern. Wünschenswert wäre dabei eine hundertprozentige Autarkie um keinen Strom zukaufen zu müssen.

Abhängig vom eigenen Stromverbrauchsprofil und der installierten Solaranlage ist mit einem Autarkiegrad von ca. 30-35% zu rechnen. Dies kann durch die Installation eines Batteriespeichers weiter erhöht werden. Realistisch kann dabei ein Autarkiegrad von 70-80% erreicht werden. Der zusätzlich benötigte Strom muss weiterhin zugekauft werden.

Gerne wird eine Solaranlage kombiniert mit einer Wärmepumpe als gute und umweltfreundliche Lösung verkauft. Leider ist der Ertrag der Solaranlage genau zur falschen Zeit, als es die Wärmepumpe benötigt:

In den Sommermonaten produziert die eigene Solaranlage üblicherweise deutlich mehr Strom als man selber verbraucht. In den Wintermonaten sind die Tage kurz und die Stromproduktion entsprechend gering. Selbst mit einem großen Batteriespeicher kann nicht genug Energie vom Sommer mit in den Winter übernommen werden.

Interessant finde ich die Lösung von Picea von der Firma Homepower Solutions. Dabei wird im Sommer überschüssiger Strom genutzt um Wasserstoff in Tanks zu speichern. Im Winter kann dies dann wieder in Strom umgewandelt werden und die dabei entstehende Wärme ebenfalls genutzt werden. Somit kann man bei guter Auslegung sogar 100% autark sein. Leider ist dieses System mit ca. 85.000 – 125.000 Euro inkl. MwSt sehr teuer. Es gibt zwar in Deutschland Förderungen aber dennoch ist der Preis so hoch, dass die Anlage sich nach aktuellem Stand für ein Wohnhaus wirtschaftlich nicht rechnen wird.

Um den zu erwartenden Autarkiegrad und Eigenverbrauchsanteil für die eigene Anlage grob abzuschätzen ist folgende Webseite der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin hilfreich: https://solar.htw-berlin.de/rechner/unabhaengigkeitsrechner/

Wie amortisiert sich meine Solaranlage möglichst schnell?

Wurden früher häufig noch kleine Solaranlagen gebaucht gilt heute je größer desto besser. Kleine Anlagen kosten pro kWp deutlich mehr, als etwas größere Anlagen. Damit sich die Anlage möglichst schnell rechnet sollte der Eigenverbrauch möglichst viel mit dem selber produzierten Solarstrom gedeckt werden. Für nicht selbst verbrauchten Strom gibt es in Deutschland (Stand 2022) noch eine Einspeisevergütung pro eingespeister kWh. Diese Vergütung richtet sich nach dem Betriebsdatum der Anlage und wird für 20 Jahre festgelegt. Aktuell bekommt man ca. 0,06 Euro pro kWh. Da die Einspeisevergütung deutlich geringer ist, als der eigene Einkaufspreis von Strom, ist es also wirtschaftlich günstiger möglichst wenig Strom zukaufen zu müssen.

Bei den Amortisationsberechnungen der Anbieter bitte genau prüfen was als Annahmen getroffen wurden. Hier kann recht einfach alles etwas schöner gerechnet werden. Einiges sind leider einfach Annahmen, da nicht abzusehen ist, wie der Strompreis sich zukünftig entwickeln wird. Folgende Punkte sollten bei Angeboten mit Amortisationsprognosen mit gesundem Menschenverstand betrachtet werden, da hiermit einfache Schönerrechnungen möglich sind:

  • einen höheren Zukauf-Strompreis und eine höhere prozentuale Stromteuerungsrate als es der Durchschnitt der letzten Jahre war
  • die aktuelle oder etwas zurückliegende Einspeisevergütung wird genommen und nicht das geplante Inbetriebnahmedatum. Je später die Anlage in Betrieb geht, desto weniger garantierte Einspeisevergütung erhält man
  • Kreditkosten werden nicht immer mit berücksichtigt, verschlechtern aber die Rendite und Amortisationszeit.
  • Verbrauchsprofil wird zwar grob von den Tools vorgegeben, kann aber im Einzelfall auch abweichen. Das Verbrauchsprofil ist sehr komplex und kann ohne Messungen aus der Vergangenheit aber auch nur abgeschätzt werden.
  • Versicherungsgebühren nicht berücksichtigt
  • leicht höhere Kosten für ggf. modernen Stromzähler vom Netzbetreiber nicht berücksichtigt
  • ggf. regelmäßige Reinigungskosten der Solarpanel (Laub, Hinterlassenschaften von Vögeln usw.)

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Anlage sich um so schneller amortisiert, je mehr eigenproduzierten Strom selber verbraucht wird. Dabei ist der direkt verbrauchte Strom deutlich günstiger, als der über einen Speicher verbrauchte. Der Eigenverbrauch kann auch durch eigene Verhaltensanpassung in gewissem Rahmen gesteigert werden: z.B. Waschmaschine, Trockner, Spülmaschine, Backofen etc. Mittags bei Sonne laufen lassen, anstatt früh morgens oder spät Abends.

Amortisation bei einer Solaranlage mit Speicher

Durch die Planung der Solaranlage mit einem Batteriespeicher kann der Eigenverbrauchsanteil deutlich erhöht werden. Meistens erreicht man dabei einen Autarkiegrad von 70-80%. Es wird somit mehr Strom selber verbraucht und weniger in das öffentliche Stromnetz eingespeist.

Stromspeicher für Solaranlagen sind allerdings noch sehr teuer und die Zeit, bis sich die komplette Anlage amortisiert hat steigt teilweise um mehrere Jahre an. Häufig wird in den Amortisierungsprognosen dies direkt zusammengerechnet, so dass nicht auffällt, das ohne den Speicher die Amortisierung ggf. sogar einige Jahre früher erfolgt wäre. Ich würde abraten Speicher mit einem kW-Preis über 950 Euro inkl. Mehrwertsteuer zu kaufen. Das rechnet sich dann meistens nicht und macht nur Sinn, wenn man selber unabhängiger sein möchte und einen höheren Autarkiegrad anstrebt.

Auch beim Speicher gilt, dass größere Speicher meistens pro kW günstiger sind. Der Speicher sollte aber aufgrund der hohen Kosten auch nicht zu groß gewählt werden. Bei unserer Anlage mit ca. 10,5kWp wäre ein Speicher mit 7-8kW am wirtschaftlichsten.

Wie kann ich meine Solaranlage fördern lassen?

Aktuell gibt es in Deutschland als Förderung die Einspeisevergütung. Diese wird für 20 Jahre festgelegt und richtet sich nach dem Inbetriebnahmedatum der Anlage sowie der Größe der Anlage (wieviel kWp). Je später die Anlage in Betrieb genommen wird, desto niedriger ist die Einspeisevergütung. Stand Juli 2022 kann man mit etwas über 6Ct / eingespeister pWh rechnen.

Über das KFW Programm 270 kann auch ein Kredit für die Errichtung einer Solaranlage beantragt werden. Die Konditionen waren bei meiner Bank allerdings auch nicht schlechter als von der KFW angeboten und ich habe den Kredit daher ohne KFW aufgenommen.

Als Betreiber einer Solaranlage gilt man als Unternehmer. Hier macht es in den ersten Jahren Sinn die Anlage nicht nach der Kleinunternehmerregelung zu betreiben sondern Umsatzsteuerpflichtig. Somit kannst du die 19% Mehrwertsteuer für Errichtungs- und Betriebskosten vom Finanzamt als Vorsteuer zurückerstattet bekommen. Allerdings musst du dann für den Eigenverbrauch ebenfalls Mehrwertsteuer bezahlen.

Die Umsatzsteuer muss in regelmäßigen Voranmeldungen und einer abschließenden Jahreserklärung dem Finanzamt mitgeteilt werden. Wer den Aufwand nicht scheut kann hier auch mehrere hundert Euro oder sogar ein paar tausend Euro sparen. Besonderheit ist dabei, dass für einen Stromspeicher nur bei direkter Errichtung mit der Solaranlage die Umsatzsteuer erstattet werden kann. Bei einer nachträglichen Erweiterung mit einem Speicher kann die Vorsteuer nicht abgezogen werden. Diese 19% Ersparnis sollten bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung berücksichtigt werden. Nach 5 vollen Jahren (letztendlich also nach 6. Jahren) kann dann auf die Kleinunternehmerregelung gewechselt werden, um auf den Eigenverbrauch keine Mehrwertsteuer mehr bezahlen zu müssen. Auf keinen Fall darf früher gewechselt werden, da sonst die Vorsteuer zurückgezahlt werden muss.

Hierzu werde ich in den nächsten Monaten einen weiteren Artikel veröffentlichen, wie das Verfahren mit dem Finanzamt genau aussieht.

Regional gibt es teilweise einzelne Förderprogramme für Speicher. Hier empfehle ich sich direkt im Internet zum Aufstellungsort zu informieren.

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