Vorsorge für den Notfall und Krisen

Notfall

Aktuelle Ereignisse machen uns bewußt, dass nicht alles so Sicher ist wie es uns viele Jahre erschien. Welche Vorbereitungen und Überlegungen wir getroffen haben um für den Notfall vorbereitet zu sein erläutere ich in diesem Beitrag.

Welche konkreten Vorbereitungen sollte ich treffen?

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat eine eigene Webseite zu dem Thema gewidmet. Ich empfehle diese durchzugehen und die dort vorhandenen Notfallchecklisten zu nutzen. Diese bietet einen guten Einstieg in das Thema. Bei den dort empfohlenen Notfallvorbereitungen geht es um kurze Zeiträume von 1-2 Wochen.

Vorbereitung an die eigenen Lebensumstände und Bedürfnisse anpassen

Je nach geographischer Lage und Wohnsituation (Haus, Wohnung, Stadt, Land etc.) weichen mögliche Vorbereitungen ab. Ich habe z.B. Freunde die seit Jahren einen Stromgenerator bereithalten. Dies funktioniert aber auch nur sinnvoll mit einem Haus / Grundstück. In einer Mietwohnung kann man den Generator aufgrund von Lärm und Abgasen nicht einfach betreiben. Mit eigenem Garten hat man je nach Jahreszeit auch häufig direkt Gemüse und Obst verfügbar, was in einer Stadtwohnung nur mit Schrebergarten möglich wäre.

Außerdem spielt die Anzahl der im Haushalt lebenden Menschen sowie die Nachbarschaft eine Rolle. Gerade in der Coronazeit haben sich einige mit ihren Nachbarn enger vernetzt und gemeinsam Notfall- und Unterstützungspläne besprochen. Ein gutes Verhältnis mit den Nachbarn ist im Krisenfall sicherlich hilfreich um sich gegenseitig zu unterstützen und helfen zu können.

Das eigene Komfortbedürfnis und die Vorlieben können auch stark abweichen: einer kommt auch ohne Dusche mehrere Tage gut aus, ein anderer duscht täglich lange und heiß um sich wohlzufühlen und kann sich dies gar nicht anders vorstellen. Gerade Energie- und Wasserintensive Aktivitäten sollten in wirklichen Notfällen allerdings auf ein Minimum beschränkt werden.

Im tatsächlichen Krisenfall kommt vielleicht vieles anders als geplant. Vorbereitungen und Planungen können aber helfen Panik und unüberlegtes Handeln zu vermeiden sondern ruhig und besonnen zu reagieren.

Wetter und Jahreszeiten berücksichtigen

Die Jahreszeit und das damit zu erwartende Wetter ist auch sehr entscheidend. Im kalten Winter mit Nässe und Wind ist es deutlich schwieriger zu überleben als in den warmen Sommermonaten. Im Sommer wird man immer irgendwo Schatten finden. Im Winter kann bei falscher Kleidung, ohne Heizung und warme Decken bereits in Minuten oder Stunden Erfrierungen oder sogar der Tod eintreten. Daher sollte die Notfallvorbereitung auch immer warme Kleidung, Decken, wenn ein Kaminofen oder Garten vorhanden ist Brennholz beinhalten. Fällt z.B. für ein paar Tage der Strom aus werden auch Gas, Wasser etc. nicht mehr funktionieren. Dies möchte ich nicht ohne Kaminofen und warme Decken bei 0°C erleben müssen.

Lagerung von Notfallausrüstung

Auch die Lagerung der vorbereiten Lebensmittel und Ausrüstung kann sehr individuell sein. Wir haben ein eigenes Haus und unser Dorf liegt höher als die Umgebung. Eine Flutkatastrophe ist bei uns eher unwahrscheinlich, so das wir Keller und ebenerdige Räume als Lager nutzen können. Lebt man allerdings in einem Hochwassergebiet nützt es wenig die beste Ausrüstung im Keller zu lagern, gerade wenn das behördliche Frühwarnsystem versagt und die Bewohner zu spät von der nahenden Katastrophe erfahren oder gar nicht rechtzeitig beim Haus sind um die Ausrüstung zu holen.

Sammelpunkt mit der Familie und Freunden

Kommt es zum Notfall wird fast jeder intuitiv sofort seine Angehörigen suchen und sich vergewissern wollen das es ihnen gut geht. Die Schule unserer Kinder hat nur 200 Kinder… man stelle sich vor das deren Eltern alle gleichzeitig mit ihren Autos die Kinder abholen wollen. Dies gibt selbst bei uns im Dorf einen Stau und verursacht mehr Chaos als das es nützt. Oder ein Ehepaar sucht jeweils den anderen auf dessen Arbeitsstelle und verpassen sich somit.

Es ist daher empfehlenswert bei der Notfallplanung einen Sammelpunkt mit allen beteiligten festzulegen, an dem man sich dann trifft und jeder dorthin kommt. Bei kleinen Kindern sollten die Eltern vorher einen Plan ausarbeiten wie z.B. das Abholen aus Kita oder Kindergarten ablaufen soll ohne ein Chaos zu verursachen. Sollte jemand nicht innerhalb einer bestimmten Zeit an diesem Treffpunkt sein kann man immer noch eine Suchaktion starten.

Notfall-Ausrüstung

Auf der Webseite der Katastropenhilfe gibt es bereits Checklisten mit empfohlenen Ausrüstungsgegenständen. Ich führe hier also aktuell keine genaue Liste auf, sondern beschreibe unsere Überlegungen zu verschiedenen Punkten.

Nahrungsmittel

Unser größter Fehler beim ersten Lebensmittelvorratseinkauf war der Kauf vieler Konserven, die wir im normalen Alltag nicht verwenden. Letztendlich haben wir diese dann verschenkt. Einige Lebensmittel halten zwar mehrere Jahre, es auch dann müssen diese ausgetauscht werden. Dies ist deutlich einfacher, wenn diese sowieso auf dem regulären Speiseplan stehen. Bei uns sind z.B. Haferflocken gerne gegessen, sind günstig, halten lange und sind nahrhaft.

Ich empfehle neben der Haltbarkeit und Lagefähigkeit auch darauf zu achten, dass diese Lebensmittel auch auf einem Camping-Gaskocher oder auch ohne Wärme zubereitet werden können.

Viel Fertigpizza in einem großen Gefrierschrank bringt nicht viel, wenn der Strom ausfällt, die Pizza auftaut und nicht lange haltbar ist aber auch kein Strom für den Backofen zur Verfügung steht. Gefrorenes Fleisch könnte man grillen, aber auch gegrilltes Fleisch hält sich ohne Kühlschrank nicht lange.

Es gibt auch spezielle Notfallnahrung, die direkt beim Militär genutzt wird und eine offizielle Haltbarkeit von 20 Jahren hat. Diese ist aber relativ teuer und für kurze Versorgungsengpässe greife ich lieber auf alltäglichere, günstigere Nahrung zurück. Mögliche Notfallnahrung ist z.B. das auf weizen basierende NRG-5 oder die auf Reis basierende NRG-5 Zero. Diese Nahrung sind trockene Kekse die direkt, mit Wasser als brei aufgekocht oder mit viel Wasser aufgelöst als Getränk getrunken werden können.

Wasser und Getränke

Als Trinkvorräte empfehle ich Wasser in Glasflaschen, da diese nahezu unbegrenzt haltbar sind. Daran denken die Vorräte regelmäßig wieder aufzustocken. Wenn mal kein Wasser da ist oder der Vorrat am nächsten leeren sich die Flaschen doch schneller als gewünscht 😉 . Zusätzlich ist es sinnvoll Behälter vorzuhalten, in denen man Leitungswasser bei Bedarf lagern kann, Badewanne etc. kann auch volllaufen. Für die Toilettenspülung kann man auch Regenwasser aus Regenwassersammeltanks mit einem Eimer verwenden um so kein Trinkwasser zu verschwenden.

Energie (Strom und Wärme)

In letzter Zeit häufiger zu hören ist die Gefahr eines totalen Blackouts. Fällt der Strom länger aus wird auch kein Gas und Wasser durch die Leitungen fließen. Ohne Strom funktionieren auch die meisten Heizungssysteme nicht, selbst wasserführende Kaminöfen können nicht genutzt werden, da die Pumpen nicht laufen. Gefrierschränke, Herd, Backofen und Fernseher funktionieren nicht mehr. Der Handyempfang und Internetanschluss sind bei kurzen Stromausfällen zwar meist mit Notstrom ausgerüstet, wie lange dieser anhält ist mir aber unbekannt.

Um weiter Strom zu haben kann ein Notstromgenerator angeschafft werden. Benzin und Diesel können aber nicht beliebig lange gelagert werden! Das an der Tankstelle erhältlichen Kraftstoffe mit Bio-Anteilen sind nur sehr begrenzt lagerfähig. Es muss also regelmäßig der Spritvorrat getauscht werden und auch die Funktionsfähigkeit des Generators sollte getestet werden. Wir haben uns dieses Jahr eine 10,5kWp Solaranlage auf unser Dach bauen lassen. Batteriespeicher sind zwar wirtschaftlich und ökologisch fragwürdig, wir haben uns aber für einen Entschieden um auch im Notfall zumindest zeitweise Strom für das Nötigste speichern zu können. Der Wartungsaufwand wie beim Generator entfällt dabei.

Da nicht jeder eine große Solaranlage installieren kann sind auch Balkon-Solarkraftwerke für Mietwohnungen interessant und es gibt kleine mobile Solarpanel, die zumindest zum Laden der Powerbank und des Handys ausreichend leistungsfähig sind. Zusammen mit 5V LED Lampen kann eine Powerbank über mehrere Stunden eine Beleuchtung ermöglichen.

Solltet ihr einen Kaminofen haben gehört zur Notfallvorsorge ausreichend Holzvorrat zu lagern um auch im tiefsten Winter einen Raum ein paar Tage oder Wochen warm halten zu können. Auf diesen Öfen kann man meistens auch einen Kochtopf stellen um Nahrung zuzubereiten. Zusätzlich haben wir aus unserer Campingausrüstung noch einen Trangia-Kocher mit Spriritus und Gasbrenner.

Hygiene und Medikamente

Neben den unbedingt benötigten persönlichen Medikamenten sollte immer ein Erstehilfe-Set mit Verbandszeug, Pflastern, fiebersenkende Medikamente, Schmerzmittel (Ibuprofen), etwas gegen Durchfall und zur Wunddesinfektion vorhanden sein.

Sonstige nützliche Ausrüstung

Wenn ihr gerne Outdoor unterwegs seid kennt ihr bestimmt viel nützliche Hilfsmittel aus dem Camping-Fachhandel: Kocher, Solarpanel, Schlafsäcke, Zelte, Outdoor-Funktionskleidung usw.

Sollte im Krisenfall der Standort gewechselt werden müssen ist eine gute und leichte Campingausrüstung sehr hilfreich.

Kommunikation und Information

Ein wichtiger Faktor in Notsituationen sind Informationen. Informationen zur schwere der Krise erhalten, ist es nur ein kurzfristiger Stromausfall oder was ernsteres? Ist Gefahr in Verzug und eine Flucht notwendig, wird die Notsituation länger anhalten oder wird diese in Kürze überwunden sein? Solche Informationen sind sehr wichtig für die Entscheidungsfindung und richtigem Handeln.

Hierzu sollte immer ein Radio (Solarbetrieben oder mit Kurbel) vorhanden sein. Auch geladene Handyakkus und Powerbanks helfen, solange die Handynetze funktionieren.

Wir haben außerdem wasserdichte, schwimmfähige PMR Funkgeräte. Diese haben angeblich eine Reichweite von bis zu 8km. Je nach Bebauung wird dies vielleicht nur noch 500m sein, aber auch dies kann helfen um sich im Nahbereich verständigen zu können und das Handynetz nicht mehr funktionieren sollte.

Auch Kamera-Drohnen können hilfreich sein, um das Gelände und sichere Wege im Umkreis auszukundschaften. Hierzu muss es nicht einmal zur ultimativen Zombie-Apokalypse kommen. Auch bei Naturkatastrophen oder Überschwemmungen kann man sich so einen Überblick über mögliche Fluchtwege schaffen.

Waffen und Selbstverteidigung

Für einen kurzen Notfallvorrat muss sicherlich keine Waffe angeschafft werden. Wer jedoch mit Preppern sympatisiert und für jegliche Situation vorbereitet sein will, der sollte zumindest darüber einmal nachdenken und für sich entscheiden was sinnvoll ist. Sollten Krisen länger andauern ist die Befürchtung von Plünderungen nicht unberechtigt oder auch mancher möchte sich gegen Einbrüche schützen. Waffen erfordern zum einen regelmäßiges Training um im Notfall effektiv genutzt werden zu können. Außerdem kann eine Waffe einen Eindringling auch gerade zu Gewalt provozieren und da ist Flucht häufig die gesündere Lösung. Das Waffenrecht in Deutschland ist ziemlich streng, so dass man z.B. Schusswaffen nicht frei kaufen kann. Hierbei stellt sich auch die Frage was möchte ich mit meiner Waffe erreichen: den Angreifer stoppen oder möchte ich diesen tödlich verletzen. Wenn ich einen Einbrecher schwer verletzte oder sogar töte kann dies ein juristisches Nachspiel haben. Viele Waffen erzeugen so schwere Verletzungen, dass man klar nachweisen muss, das man aus Selbstverteidigungsgründen gehandelt hat. Andere Menschen zu verletzen ist auch nicht so einfach, ich hätte Hemmungen mit einer scharfen Waffe oder einem Messer jemanden anzugreifen. Ich habe als Kind ab und zu Katzen mit Pfeil und Bogen aus unserem Garten verjagt. Meistens habe ich weit daneben gezielt, aber einmal habe ich aus ein paar Metern Entfernung direkt auf eine Katze gezielt und zum Glück beim Schießen bewusst verzogen. Auch wenn dies nur ein Kinder/Jugendbogen war: die Metallspitze hätte die Katze sonst getroffen und auch wenn der Treffer nicht tödlich gewesen wäre, die Katze wäre deutlich verletzt gewesen.

Bei meinen Überlegungen bin ich daher zu der Entscheidung gekommen, dass Waffen für mich nicht geeignet sind.

Schlag- und Stichwaffen und Pfefferspray

Am geeignetsten in dieser Kategorie finde ich noch Baseballschläger, da diese nicht so tödlich sind, wie z.B. ein Messer, mit dem man im Notfall unkontrolliert auf den Angreifer einsticht. Für mich wären die Hemmungen auch geringer mich damit zu verteidigen, als mit einem Messer schlimme Stich und Schnittverletzungen zu verursachen. Allerdings benötigt dieser auch etwas Platz zum ausholen und ist innerhalb des Hauses nicht immer einfach zu handhaben.

Pfefferspray ist nur gegen Tiere einzusetzen. Dies ist noch die günstigste und auch meist effektive Möglichkeit einen Angreifer zu stoppen. Aber auch der Einsatz damit sollte geübt werden.

Im äußersten Notfall bieten auch unsere Gartengeräte Verteidigungsmöglichkeiten: Axt, Wiedehopfhacke oder Spaten fügen im Nahkampf auch schlimme Verletzungen zu.

Schußwaffen

Scharfe Schußwaffen sind in Deutschland nicht frei erhältlich. Hier ist der Aufwand recht hoch um wirklich taugliche Feuerwaffen erwerben und nutzen zu dürfen. Da ich mich damit nicht gut auskenne und keinen animieren möchte solche Waffen zu kaufen gehe ich hier nicht weiter darauf ein.

In den letzten Jahren scheint es einen Trend zu geben in deutschland frei verkäufliche Schusswaffen zur Verteidigung vorzuhalten. Hierbei werden besonders die frei verkäuflichen RAM-Waffen zur Selbstverteidigung beworben. RAM steht für Real Action Marker und kommt aus dem Paintballbereich und funktionieren über CO2 Kartuschen. Diese Waffen dürfen in Deutschland bis zu 7,5 Joule abgeben und können z.B. mit Gummigeschoßen, Farbkugeln oder Pfefferspraykugeln genutzt werden. Die Pfefferspraykugeln mögen noch geeignet sein, die Gummigeschoße geben nur blaue Flecken (abgesehen von Augentreffern oder ähnlichem) und werden einen Angreifer nicht wirksam stoppen. Ich sehe dies eher als Freizeitwaffe, nicht als Selbstverteidigung.

Somit fallen scharfe Schußwaffen für die meisten aus.

Pfeilwaffen: Bogen und Armbrust

Diese Waffenkategorie ist interessant, da diese als Sportgeräte gelten und somit frei erworben werden können. Diese Waffen können schwere bis tödliche Verletzungen hervorrufen, wenn man damit direkt auf Lebewesen schießt. Es ist mit entsprechenden Bögen und Armbrüsten problemlos möglich zu Jagen und Rehe etc. zu töten, wenn man geübt ist. Die Verletzungen gegenüber dem Angreifer werden eher schwer sein und dann ist die Frage ob dies juristisch als Notwehr gewertet wird.

Bögen erfordern definitiv Training um damit zielsicher schießen zu können. Als Laie ist es selbst auf 10m schwer eine Zielscheibe sicher zu treffen. Außerdem ist die Kraft dafür nicht zu unterschätzen. Geht der erste Schuß daneben werde ich kaum so schnell neu schießen können, wie der Angreifer auf mich zustürmt und sich wehrt. Für die Selbstverteidigung halte ich dies daher für ungeeignet.

Armbrüste sind da deutlich einfacher zu handhaben. Auch ein Laie kann damit auf 10-20m relativ sicher Treffer erzielen und man muss das Zuggewicht nicht beim Zielen halten, sondern nur beim Spannen der Sehne. Dadurch ist der Einsatz viel einfacher als bei einem Bogen und die Schussenergie meistens auch deutlich höher. Eine Armbrust wirkt auch ziemlich abschreckend auf den Angreifer.

Aber wie will ich nachweisen, dass ich jemandem aus Notwehr aus 10m Entfernung einen Jagdbolzen in die Brust geschossen habe und dieser daran gestorben ist? Ich möchte nicht wegen meiner Selbstverteidigung für Todschlag ins Gefängnis müssen.

Letztendlich halte ich diese also auch für die Verteidigung ungeeignet. Für gute Compound-Armbrüste muss auch mit über 500 Euro gerechnet werden.

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